Da bin ich • Mein Geburtstag • 23. 12. 2013
Der 23. Dezember 2013, so wird es mir Papa einmal berichten, war ein schöner und sonniger Tag mit etwas Wind aus Nordwest. Der Sommer hatte vor etwa 4 Wochen Einzug gehalten und die schwüle Hitze des heißen Winters (Regenzeit), war endlich abgeklungen. Die Temperatur lag morgens bei angenehmen 26°C und sollte bis gegen 14 Uhr auf 32°C ansteigen.
Die Temperatur in unserer Familie allerdings, war schon am Morgen kurz vor dem kochen, denn Mama hatte Bauchweh, die ganz stark auf Wehen hindeuteten und meine Ankunft einläuten sollten. Alle waren etwas nervös, nur Papa nicht, der blieb ruhig und versuchte das herannahende Chaos zu beherrschen.
Es wurde beschlossen in die Klinik zu fahren und den Doktor die Lage checken zu lassen, weil meine ursprüngliche Ankunft ja erst für den 04.01.2014 geplant war. Aber so ist das halt mit den Plänen, manchmal macht da jemand einen gewaltigen Strich durch die Rechnung – und in diesem Fall war ich dieser jemand.
Zuhause war alles perfekt vorbereitet. Mein Bettchen war noch nicht aufgebaut und meine Sachen, die Papa vor 4 Wochen aus Deutschland mitgebracht hatte, waren alle noch schön im Koffer verpackt. Nur Mamas Notfalltasche für die Klinik, die stand natürlich bereit, wurde aber nicht mitgenommen, weil der „Ausflug“ in die Klinik ja nicht lange dauern sollte. Weit gefehlt.
Wir fahren gleich nach dem Frühstück gegen 9 Uhr los, so hieß der Plan und er bedeutet in Kolumbien, das Papa für frühestens 10 Uhr das Taxi bestellen braucht. Als es denn 10 Uhr war und jegliche Aufbruchstimmung noch immer in weiter Ferne war, drückte der Papa einen seiner beliebten Sprüche zum Thema Latinos und Pünktlichkeit ab. Alle lachten herzlich, nur die Mama, die fand das wie immer gar nicht so komisch. Er sollte recht behalten, denn als wir nach gut 15 Minuten Taxifahrt in der Klinik ankamen, läuteten bereits die Glocken zur Mittagstunde.
Dann ging es los. Bevor ich das Licht der Welt erblicken konnte, musste ich mir noch die Begutachtung und das Betasten einer ganzen Reihe von Ärzten und Schwestern über mich ergehen lassen. Jeder wollte etwas Wichtiges zu meiner Geburt beitragen und gab sein Fachwissen in einem bejammernswerten Englisch meinem Papa zum Besten, bis der immer wieder darauf hinwies besser Spanisch mit ihm zu reden, denn dann verstehe er wenigstens, was ihm sein gegenüber mitteilen wolle.
Papas Spruch der Stunde war dann: Also wenn die von Entbindungen soviel verstehen wie von der englischen Sprache, na dann „Prost Mahlzeit!“
Vom Wartesaal ging es zur ersten Behandlung durch den Arzt der Notaufnahme. Der ging Mittag essen, da kam der Zweite. Von dort ins nächste Behandlungszimmer zu einer blutjungen Ärztin die etwas den Eindruck machte, als ob sie zum ersten Mal eine schwangere Frau sieht. Irgendwann fängt jeder mal an, das ist klar, aber dem Papa war auch irgendwie klar, dass an dieser Stelle wohl noch keine Entscheidung fallen würde. Er sollte wieder recht behalten, denn es ging zum nächsten Medizinmann.
In diesem Fall nun, es war dann bereits 17 Uhr am Nachmittag, stand ein Doktor von geschätzten 35 Jahren vor uns und machte einen sehr professionellen Eindruck. Seine Diagnose nach der Untersuchung: „Vergessen Sie den Termin 04. Januar, das wird ein Kaiserschnitt wegen eines gekrümmten Geburtskanals. Das Ganze nicht irgendwann, sondern heute Abend, denn auch Ärzte wollen Morgen, am 24. Dezember unter dem Weihnachtsbaum sitzen und nicht im OP stehen.“ Der letzte Teil stammt … natürlich von Papa.
Dann ging es los. Rollstuhl für die Mama zum OP, Taxi für den Papa um die Notfalltasche und die Kamera zu holen. Zurück im Krankenhaus hat er uns erst einmal ein privates Krankenzimmer gemietet, so dass wir, wenn ich denn irgendwann da sein sollte, die Zeit in gemütlicher Dreisamkeit verbringen konnten.
Dann war für ihn warten angesagt. Der OP Plan sah noch 3 Kaiserschnitte für diesen Abend vor. Mama war die Dritte. Zwischendurch musste Papa noch ein paar Mal in die Apotheke traben um Medizin und Windeln für die Mama zu holen, denn viele, vor allem Gute und damit kostenintensive Sachen bezahlt die Kasse nicht. Das hat den Papa nicht geschreckt, denn immer wenn er die Klink verlassen musste, konnte er wenigstens mal eine Rauchen.
Bis 21 Uhr waren 2 Babys geboren und wurden auf die Babystation gebracht. Der nächste Schrei konnte also nur von Vivien oder von Mama kommen. 21:25 Uhr war es dann soweit, da war es in Deutschland schon 3:25 Uhr am Heiligabend. Ich stieß meinen ersten Schrei aus. Dieser sollte aber dann auch für lange Zeit mein letzter gewesen sein, denn das große Rumschreien ist bis Heute nicht mein Ding.
Dann ging alles recht schnell. Fotoshooting an der Kreissaaltür, bei dem der Papa dann wohl doch etwas feuchte Hände hatte. Er durfte keinen Blitz benutzen und war froh, dass seine Minolta einen Wackelbildstabilisator hat. Das Foto findet ihr in der Galerie.
Dann ging es in unser Krankenzimmer, wo auch die erste Schwester nicht lange auf sich warten lies und mich zu meiner ersten Dusche abholte. Kaltes Leitungswasser mit dem Wasserschlauch, da kam dann doch noch mal ein doller Schrei. Ich war bedient und wollte nur noch an Mamas Brust und dann schlafen, aber die Tankstelle gab keinen Tropfen Milch ab, so das Papa auf Milchpulver zurückgreifen musste. Wasserflasche auf (Wasser ohne Kohlensäure), eine Ounce (30 ml) in die Nuckelflasche, ein Löffel Milchpulver dazu, durchgeschüttelt, fertig, lecker.
Dann kam der nächste Morgen, der heilige Abend. Wirklich geschlafen hatte niemand, ich auch nicht, denn ständig kam eine Krankenschwester oder Ärztin die irgendwas wollten. Am Vormittag hatte Papa dann auch noch meine ersten antiseptischen Ohrringe in der Klinik gekauft, die man mir dann auch gleich noch rein knipste. Das Ganze zusammen mit den ersten Impfungen. Das war sozusagen alles ein Abwasch mit einer Schrecksekunde und einem kräftigen Schrei.
Dann begann das große Rätselraten, ob wir vor den üblichen mindestens 24 Stunden entlassen werden weil Weihnachten ist, oder nicht. Da aber alles perfekt gelaufen — und ich auch Kerngesund war, wurden wir dann abends gegen 19 Uhr entlassen. Klasse Krankenhaus, nette Bedienung, aber jeder ist wohl froh, wenn er denn Zuhause ankommt. Ich jedenfalls war es und hab den Heiligabend 2013 verschlafen.
Geboren 23. Dezember 2013 in Barranquilla – Kolumbien
Uhrzeit: 21:25 Uhr; Gewicht: 2.750 gr. ; Länge: 51 cm
Eure Vivien-Sophia
Hier gibt es das Ereignis in Bildern.
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