18 Monate • Anderthalb Jahre • 547 Tage
Heute ist der 23. Juni 2015. Heute Abend um 21:25 Uhr werde ich 18 Monate alt. Man könnte auch sagen, anderthalb Jahre. Mit Zahlen, Datum und Uhrzeiten kenne ich mich noch nicht so richtig aus, aber der Papa zählt schon ab und an mal von Eins bis Fünf und weil er dabei die Finger bewegt, muss es etwas damit zu tun haben, also mache ich das auch.
Was ein Finger ist weiß ich nun schon seit einiger Zeit. Ich kann euch auch perfekt zeigen wo mein Bauch ist, mein Arm, mein Bein, meine Hand, mein Ohr, mein Mund, meine Augen, meine Haare, meine Zähne und die Zunge stecke ich natürlich auch raus, wenn ihr mich danach fragt.
Wenn die Mama meine Windel gewechselt hat sagt sie: “Llevase a la basura“. Dann bringe ich sie zum Mülleimer und entsorge die Windel. Wenn Papa das macht, sagt er: „ Schaff mal bitte die Windel in den Mülleimer“ und ich mache es genauso, vor allem weil ich weiß, das ich jedes mal Applaus bekomme und dabei natürlich kräftig mitklatsche. Warum sich Mama und Papa nicht auf eine einheitliche Sprache mit mir verständigen können, kapiere ich noch nicht, aber das kriege ich auch noch raus.
Papa redet normalerweise nur Deutsch mit mir. Wenn er mal Spanisch spricht, dann versucht er mir richtiges Castellano beizubringen, also Spanisch, so wie man es in Valladolid oder Madrid, in Spanien spricht, wo die spanische Sprache ja herkommt. Mama spricht natürlich auch Spanisch mit mir, in ihrem Dialekt aus Santander, wo sie herstammt, aus den Bergen Kolumbiens, ziemlich weit weg von hier. Das ist dem Castellano sehr ähnlich. Die Nachbarn reden alle den Küstendialekt, aber den versteht hier keiner so richtig, selbst Mama und Papa haben da manchmal so ihre Schwierigkeiten. Fahrt ihr mal an die Ostsee und unterhaltet euch dort Plattdeutsch mit den Leuten…
Ich rede Vivien-Sophia Dialekt und kann schon Mon sagen, was Mond bedeutet. Klar kann ich Mama und Papa sagen und Dandie = Dundee und Abue, was Abuela bedeutet und übersetzt Oma heißt. Wenn Papa mir die Windel wechselt und diese reichlich gefüllt sind, lachen wir und er sagt zum Spass…uiii, so ne Schei.., was ich natürlich auch ganz brillant und perfekt wiederholen kann. Agua kann ich auch schon sagen und wenn mich Papa nach Wasser fragt, dann bringe ich ihm Agua, also Wasser. Was ich sonst noch so spreche an Worten und deren Bedeutung auch kenne sind Eis und Heiß (noch etwas Schwierig wegen der Trennung und Bedeutung), ka = kalt, Tee = Tee, ue = Schuhe, ita = Rosquita (Gebäckkringel), uter = Computer, opf = Nachtopf, tete = Tetero (Nuckelflasche), ine = Mandarine, Ba = Baden, sche = Duschen, ane = Banane, aua = Wehwehchen mit anschließendem Pusten, Deidei = Schlafen, asia = Gracias, ang = danke und eden = Regen.
An Tieren kann ich die Kuh, den Frosch, den Löwen, die Biene, die Katze, den Hund, den Vogel, den Elefant und den Esel nachmachen und täglich werden es mehr. Das Pferd kann ich sowieso nachmachen, denn das kommt ja täglich an der Haustür vorbei, ist vor den Obstwagen gespannt und Papa kauft dann immer ane = Bananen für mich beim Hühhh.
Auf Bildern mit vielen Details kann ich auf Papas Nachfrage perfekt den Pilz, die Rutsche, das Karussell, die Schaukel, die Wolke, den Himmel, die Wiese, die Blume, den Schmetterling und den Vogel auseinanderhalten und zeigen. Das Ganze bislang aber nur auf Deutsch.
Wenn der Papa sagt: „Bring mal bitte deine Schuhe“, dann bring ich sie ihm, sitzt er auf der Terrasse und sagt: „Hole mal deinen Stuhl und setzt dich zu mir“, dann mache ich das und wenn er sagt „komm mal bitte her“, dann komme ich auch. Aber wenn er sagt: „nimm die Hände weg von meinem Computer und der Mouse“, dann verstehe ich das zwar, aber mache das noch lange nicht, je nach Lust und Laune.
Manches weiß ich auf Deutsch, manches auf Spanisch. Ich sage das so, wie es mir am leichtesten fällt und mische. Soll sich der Papa doch alles auseinander fitzen, aus meinem Kauderwelsch. Lustig wird es wenn ich erst richtig reden kann, dann kann ich mit Papa Geheimnisse austauschen und Mama versteht nix. Ist ja schon heute ganz lustig wenn Papa fragt wie groß ich schon bin und ich den Arm hoch hebe und weit in die Luft strecke, oder wenn er fragt wie der Hubschrauber macht und ich zum Geräusch auch eine drehende Handbewegung mache. Lustig deshalb, weil Mama schon am Verstehen der Frage scheitert.
In den letzten 547 Tagen seit meiner Geburt gibt es noch immer keinen Fehltag im Kindergarten, oder in meinem Planschbecken zu vermelden, denn ich war noch nie Krank. Kein Schnupfen, keine Grippe die mich plagte, nix. Die letzte Impfung für die 18 Monatskinder gab es letzte Woche im Kindergarten und nun habe ich alles komplett, bis hin zur Gelbfieberimpfung die ich nachweisen müsste, wenn ich mal das Land verlassen will um euch in Europa zu besuchen. Es gibt zwar hier kein Gelbfieber, Masern oder ähnliches mehr, aber ohne Impfung könnte es ja sein, das solche Krankheiten bei der Rückkehr wieder eingeschleppt werden.
Mein Tagesablauf ist immer ziemlich gleich, egal ob Montag, Mittwoch oder Sonntag ist. Ich werde gegen 6 Uhr von alleine munter und rufe nach Mama, Papa und Dundee, meinem Leibwächter. Dann wird noch bissel geduselt, oder gespielt, dann Frühstück, Duschen und 7:15 Uhr beginnt der große Marsch mit Papa zum Kindergarten, wo ich seit etwa 2 Wochen sehr gern hingehe. Klar, anfangs mit etwas Tränen, wegen der ungewohnten Trennung von Mama und Papa. Wenn das nicht so wäre, müsste man ja denken ich gehe in den Kindergarten weil es mir Daheim nicht gefällt.
Es ist ein katholischer Kindergarten der von Nonnen geführt wird und wir haben dort einheitliche Kindergartenkleidung, auch für den Sport, der dienstags und am Donnerstag gemacht wird. Im Kindergarten sind 70 Kinder zwischen einem und fünf Jahren, verteilt auf 5 Schwestern und 4 Kindergärtnerinnen. Wir haben dort auch eine Ärztin, eine Krankenschwester, eine Psychologin und eine Ernährungsberaterin. Zum Thema Kindergarten macht der Papa aber mal einen extra Beitrag, wenn er mehr Fotos gesammelt hat.
Gegen 7:30 Uhr treffen wir dort ein. Dann begrüße ich meine Freundinnen und Freunde und auch die Schwester Mariluz, um dann mit allen zu spielen und rumzutollen. Um 8:30 Uhr gibt es zweites Frühstück, dann wird wieder gespielt, oder im Planschbecken gebadet und 11:30 Uhr essen wir zu Mittag. Von 12:00 bis 14 Uhr ist eisern Mittagsruhe, das ist prima, denn meine Siesta brauche ich sowieso immer.
Nach dem Mittagsschlaf gibt es noch mal etwas Erfrischendes zu trinken und zu knabbern und pünktlich um 15:30 Uhr öffnen sich die Türen um Papa zu begrüßen und mit ihm den Heimweg anzutreten. Zuhause wartet dann schon mein Leibwächter Dundee um mit mir zu spielen. Dann macht sich der Papa Kaffee und mir macht er das Planschbecken voll Wasser und so vergeht der Nachmittag dann auch wie im Flug mit Baden und Spielen.
So etwa gegen 17 Uhr macht Papa mir dann noch mal was zum Essen. Danach geht es duschen und spätestens 18 Uhr liege ich in der Mitte vom großen Bett und trinke noch ein Fläschchen Milch. Natürlich kann ich nicht alleine Einschlafen und ohne das mir Papa „La Le Lu“ und „Guten Abend Gute Nacht“ vorgesungen hat, schon gar nicht. Also liegt er neben mir, wir singen und erzählen was so alles los war am Tag, oder was wir für Morgen so schönes vorhaben, bis Papa so zwischen 18:50 und 19:10 Uhr zum Alleinunterhalter wird, weil ich eingeschlafen bin und meinem 11 Stunden Schönheitsschlaf nachgehe.
Ich bin ein Allesesser von mittlerweile 82 cm Länge und wiege 11,2 kg. Ich mag Kartoffeln mit Möhren und ein Schnitzel ebenso gern wie einen leckeren Linseneintopf oder eine Reissuppe mit Gemüse, wie sie die Mama immer so lecker kocht. Brot und Wurst verschlinge ich im Nu, ein Stück Käse gleich dazu und hinterher passt obendrein, noch ein Becher Joghurt rein. Mein Hunger auf Süßigkeiten ist (noch) nicht sehr ausgeprägt. Ab und an ein kleines Bonbon aus Papas Schatzkiste die neben dem Computer steht, mal ein Stück Kuchen und wenn Oma und Opa Schokolade geschickt haben, dann auch mal die.
Ansonsten trinke ich den Saft Natursüß und meinen Fencheltee ganz ohne Zucker. Bei uns wird auch viel Wasser getrunken, das natürlich vorher abgekocht wird. Was wir uns am Nachmittag nicht nehmen lassen, der Papa und ich, ist ein leckeres Eis, das der Papa immer selbst herstellt. Rezept ist ganz einfach. 2 Liter Vollmilch, reichlich Haferflocken, etwas Zucker, halbe Tüte Puddingpulver, Vanillezucker. Alles in den Mixer damit die Haferflocken ganz klein werden, dann ankochen, abfüllen in Schälchen, einfrieren, fertig. Der halbe Pudding macht es schön sämig, ohne dass es zum Pudding wird. Möglichst 15 Minuten vor dem Essen aus dem Eisschrank nehmen, denn da ist kein Fett drin, wie im gekauften Eis. Das sind nur reine Milch und andere Leckereien drin, das wird Steinhart im Eisschrank.
In den letzten Wochen habe ich ganz schön zugelegt. Beim Verstehen von Dingen, bei der Sache mit dem alles Wissen wollen, beim Entdecken und vor allem beim Nachplappern. Mal sehen wo mich das noch hin führt.
Eure Vivien-Sophia
Hier wieder ein paar Fotos von meinen täglichen Unternehmungen des letzten halben Jahres. Bitte auf das erste Bild klicken, dann öffnet sich die Bildergalerie! Dann mit der Rechts/Links Taste die Bilder wechseln lassen.
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