Meine erste Krankheit — die Windpocken.
Meine erste Krankheit — die Windpocken. Ich kann Euch diese Geschichte unmöglich vorenthalten. Das muss festgehalten werden, damit wir uns alle daran erinnern, wenn ich einmal Groß bin, damit ich es meinen Kindern und Enkeln erzählen kann, wann das war und wie das alles abgelaufen ist.
Wie ihr alle aus meiner Geschichte wisst, bin ich ja noch nie krank gewesen. Keine Grippe, kein Schnupfen der mich plagte und echte Kinderkrankheiten kannten wir ja auch nur vom hören und sagen. Am 22. September 2015 sollte diese Zeit zu Ende gehen, einen Tag bevor ich 21 Monate alt wurde.
Ich wachte am Morgen auf und hatte, mal wieder, etwas Pickel an der Stelle wo die Windel sitzt und um den Mund herum waren einige ganz klitzekleine Pickelchen zu sehen. Na ja, nichts Neues, duschen, etwas Creme und Puder und dann geht das wie immer tagsüber schnell wieder weg, so war die Meinung von Mama und Papa. Weit gefehlt, dem war nicht so!
Als Papa mich am Nachmittag aus dem Kindergarten abholte, staunte er nicht schlecht und die Kindergärtnerin meinte, das sich das der Kinderarzt anschauen soll, denn die Pickelchen waren nun an noch viel mehr Stellen, waren größer und hatten sich vervielfacht. Am Oberschenkel, in den Achselhöhlen, an Armen und Beinen, an den Füßen und am Hals.
Es ging zum Kinderarzt, welcher mit erfahrenem Blick schon von weitem Varicela, also Windpocken rief und mir 15 Tage strikten Hausarrest und die Einnahme von lecker süßlichen Medikamenten verordnete, die ich natürlich problemlos alle 6 Stunden schluckte. Varicela sin complicaciones, also Windpocken ohne Komplikationen, stand auf meinem Krankenschein, den ich für den Kindergarten benötige.
Bei Windpocken kann man ja ohnehin nicht sehr viel machen, außer ordentlich duschen ohne Seife, pudern, hier und da etwas Creme und abwarten, denn die Zeit heilt ja bekanntlich fast alle Wunden. Es hatte mich also zum ersten Mal erwischt, aber dann doch nicht so sehr, dass ich nicht ein normales Leben führen konnte, denn das ohne Komplikationen war auch tatsächlich ohne Komplikationen.
Ich habe ganz normal gespielt, mit Papa rumgealbert, gesungen, ganz normal viel und gern und alles wie immer gegessen, viel Wasser und Tee getrunken, ich hatte kein Fieber und das erwartete Jucken als nach 2–3 Tagen die Blasen da waren, die dann aufgingen und abtrockneten, das hielt sich auch in Grenzen.
Man könnte fast sagen, dass die Geschichte nach etwa 8 Tagen wieder vorbei war, so gut war das alles verheilt, so dass sich Mamas Angst bezüglich der Windpocken von mir auf Papa verlagerte, denn der hatte noch keine.
Die Windpocken hätten da bei Papa ein leichtes Spiel gehabt, denn wir schlafen ja angekuschelt im gleichen Bett, wir essen manchmal vom gleichen Teller, Papas leckeres Eis wir sowieso immer mit dem gleichen Löffel und Küsschen gab´s natürlich auch. Papa meinte aber, wenn er sich angesteckt hat, dann ist das längst passiert und wird nach ein paar Tagen zum Vorschein kommen. Wir hatten Glück, es passierte nichts. Wie hätte das auch gehen sollen, 24 Stunden zusammen verbringen — und sich dabei nicht zu nahe zu kommen.
Nach dem Duschen hat der Papa mich immer komplett eingepudert. Eine Pudermischung aus der Hausapotheke bestand aus Maismehl mit Alcanfor/Campher. Es trocknet die offenen Blasen und lindert den Juckreiz.
Wikipedia — Alcanfor/Campher, einfach anklicken!
Mein Badewasser für das Nachmittagsbad auf der Terrasse, erhielt eine Zusatzflüssigkeit aus zerriebenen Blättern vom Mäusetöterbaum (Matar raton) gegen Infektionen und für eine schnelle Heilung, die Papa besorgt und angerichtet hatte.
Wikipedia — Mäusetöterbaum (Matar raton), einfach anklicken!
Prima Sache. Ein paar der Blätter hat der Papa dann auch ausgekocht und mit seinem Sud aus Gewürznelken und den Blättern vom Niembaum vermischt.
Wikipedia — Niembaum, einfach anklicken!
Das hilft super gegen Mücken, wenn man es versprüht. Die Mücken werden nicht ermordet, sie hauen einfach ab, weil sie irgend etwas an der Mischung scheußlich finden, die aber eigentlich schon wegen der Gewürznelken gar nicht unangenehm riecht und natürlich ohne Chemie, ein pures Naturprodukt von Papa ist.
Die zwei Wochen Zuhause waren super, nur der Papa konnte fast gar nichts arbeiten, außer in der Zeit wo ich meinen Mittagschlaf gehalten habe. Und – ich habe richtig viel gelernt. Bei La Le Lu und guten Abend gute Nacht beginne ich einige Worte mitzusingen und treffe auch schon die Melodie. Kam ein kleiner Teddybär aus dem Spielzeugland daher, ist mein aktueller Lieblingshit geworden und da mir Papa sein altes Blackberry geschenkt hat, mit dem ich jeden Tag morgens und nachmittags mal eine Stunde spielen darf, weiß ich nun auch, welches Zeichen für die Kamera ist und wo ich auf dem Handy meine Minnie Mouse Videos anschauen kann, die Papa mir draufgeladen hat.
Wer aber nun denkt dass ich mein Handy über alles mag — der irrt. Viel schöner und interessanter ist meine Spielkiste, Ballspielen (obbala) mit Papa, malen, oder einfach nur auf der Terrasse sitzen, rumulken und Leckereien essen, wobei Süßigkeiten nicht den ersten Rang belegen. Wenn Papa sagt es gibt gleich Essen, bitte die Spielkiste einräumen und den Stuhl hinstellen, dann habe ich alles perfekt erledigt und er staunt wenn er mit dem Essen anrückt. Das hatte er echt nicht erwartet!!!
Auch meinen Wortschatz konnte ich erheblich ausbauen. Wir merken das täglich, weil Mama mehrmals fragen muss: „ Was hat sie gesagt“? Wasser heißt bei mir aber bevorzugt nach wie vor Agua und zum Löffel sage ich uuaia, was cuchara bedeutet und ein Wort ist, das ich auch täglich im Kindergarten brauche. Als mir Papa Messer und Gabel erklärt hat, habe ich automatisch auf das Kabel vom Ventilator gezeigt weil wir ja auch sehr oft über die lustigen Kabelsalate an den Strommasten auf der Straße sprechen und lachen und ich das Wort Kabel von daher schon lange kenne. Es gibt also auch ein Kabel mit G am Anfang, auch für Salat, nur nicht für Kabelsalat.
Ich suche mir jetzt echt aus was am kürzesten ist, aber es sind nur einige Worte, die ich im Spanischen sicher beherrsche. Se cayo, ist ja zum Beispiel auch einfacher, als das lange deutsche Wort heruntergefallen, was ich aber auch beherrsche, denn neulich lag meine Schlüpfer auf dem Boden. Ich sagte zu Papa Hose untfallt und habe sie wieder aufgehoben. Neben Hose kenne ich T‑Shirt, ue = Schuhe, Kleid, Use = Bluse, Handtuch, Umpfe = Strümpfe, indel = Windel, Appen = Lappen und Ta-uch = Taschentuch aus dem täglichen Gebrauch. Handschuhe, Jacke, Mütze, Schal und andere Wintersachenworte … damit warte ich mal besser noch bis ich Euch besuchen komme, denn hier habe ich so etwas natürlich nicht.
Es fängt jetzt bei mir so richtig an mit dem Reden – und es macht richtigen Spaß, dem Papa genauso wie auch mir. Papa sagt Mäuschen piep einmal – und ich sage piep piep. Alles was gesagt wird plappere ich natürlich nach und der Papa wiederholt auch alles mehrmals, damit ich das auch richtig lerne. Das Gute ist, wenn die Mama da ist verstehe ich genauso auch das was sie sagt, denn mit ihr und im Kindergarten lerne ich ja auch Spanisch. Das wird also echt lustig, wenn ich erst beide Sprachen richtig beherrsche und im Kindergarten ab 2 Jahre noch Englisch dazu kommt. Dann muss ich nur noch zu Oma und Opa in den Urlaub fliegen – und Sächsisch lernen, dann kann ich schon 4 Sprachen.
So liebe Leute, Amigos meiner Homepage. Das war´s zum Thema Windpocken, der ersten Krankheit die ich hinter mir habe. Für immer, denn die Windpocken kann man ja normalerweise nur einmal im Leben bekommen und ist danach Immun!
Eure Vivien-Sophia
In der Bildergalerie könnt ihr sehen wie der Heilungsprozeß verlief und wie ich es mir an den Krankentagen habe gut gehen lassen! Bitte einfach auf das erste Bild klicken!
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